7. Sonntag der Osterzeit (Lesejahr C) – Apg 7, 55-60; Offb 22,12-14. 16-17, 20; Joh 17,20-26
Die Einheit und die Verdrießlichkeit der Christen
Die Lesungen des heutigen Sonntags und insbesondere die Perikope aus dem Johannesevangelium stehen in einer bedrückenden Spannung zum heute zu Ende gehenden ökumenischen Kirchentag in München. Jesus ruft mit eindringlichen Worten die Einheit der an ihn Glaubenden herab: Alle sollen eins sein: „Wie Du, Vater, in mir bist und ich in Dir bin, sollen auch sie in uns sein, damit die Welt glaubt, dass Du mich gesandt hast.“ Eine führende Sonntagszeitung (FAS 16.5.2010) kommentiert den ökumenischen Kirchentag mit der kaum verhohlenen Aufforderung an die evangelischen Christen, sich doch um der Treue zum Evangelium willen möglichst von den Katholiken abzusetzen, deren „Verschwiemelungen“ im Zusammenhang der Missbrauchsdebatte den religiösen Grundwasserspiegel in unserm Land sinken ließen. Und es stimmt ja wirklich, zwischen unserer Innen- und Außensicht bestehen derzeit beträchtliche Unterschiede.
Damit ist eine ernste Frage gestellt: Führt nicht in der Wahrnehmung unserer Gesellschaft – und welche Volkskirche könnte oder sollte es sich leisten, von dieser Wahrnehmung abzusehen – unsere Art, Kirche zu sein und erlebbar zu machen, weg vom Evangelium und seiner Botschaft? Johannes macht im heutigen Evangelium die Maßstäbe klar: Die Welt soll glauben, dass der Vater Jesus gesandt hat; unser Tun und Handeln muss sich daran orientieren, diese Botschaft zu verkünden, daran müssen wir uns messen lassen. Wir sollen in der Einheit vollendet sein, nicht um der Einheit willen oder um unseretwillen, sondern um der Welt willen: diese sollen erkennen, dass der Sohn in der Liebe des Heiligen Geistes den Vater bezeugt.
Welches Bild stellen wir heute dar? Kann man an uns die Einheit der in der Liebe zu Christus stehenden erkennen? Daran gemessen, hat der Autor unseres Kommentars wohl recht: unser Bild ist noch liebenswürdig beschrieben, wenn man es nur als „verschwiemelt“ kennzeichnet. Christian Nürnberger beschreibt uns in der Süddeutschen so: „Sie sind zerstritten, mit sich selbst beschäftigt, nur noch um ihren Selbsterhalt besorgt, holen Rat ausgerechnet von McKinsey-Jüngern , den Missionaren der Wertpapiergesellschaft, und befolgen ihn.“ Dabei erklärt uns Johannes doch heute in dem Abschnitt aus der Geheimen Offenbarung die Voraussetzungen für den Eintritt durch die Tore in der neuen Stadt des Gottesreichs: Man muss sein Gewand waschen und dann gilt: „Wer durstig ist, der komme. Wer will, empfange umsonst das Wasser des Lebens.“ Wir müssen ihn wieder durchscheinen lassen, den Grund, auf dem wir stehen sollen: Unsere Liebe zueinander als Zeugnis für die Welt.
Ich wünsche Ihnen eine „unverschwiemelte“ Woche.
Ihre Katharina Nowak
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